Spezial-Einheit enttarnt Internet-Kriminelle
Auch der 23-jährige Straftäter aus Norddeutschland, bei seinen Netz-Gegnern als „Kronos the kid“ bekannt, hatte sich zu viele Feinde gemacht. Widersacher stellten persönliche Daten des Hackers online. Mithilfe dieser Angaben gelang es jetzt der Internet-Spezialeinheit der Polizeidirektion Hannover, das geheime Kartell des Gangsters zu enttarnen. Es zählt zu einem der bislang größten digitalen Netzwerken für den illegalen Kreditkarten- und Drogen-Handel überhaupt auf vorwiegend deutschem Boden.
Ein sechsstöckiger Flachbau auf dem ehemaligen Industriegelände der Lokomotivenfabrik Hanomag, Hannover-Süd. Draußen laufen Baumaschinen, in der vierten Etage die Rechner der Internet-Fahnder von Kriminaloberrat Oliver Stock. In dem kleinen Raum mit den vielen Bildschirmen hat die 20-köpfige Ermittler-Truppe Fahndungs-Fotos von Cyber-Gangstern mitsamt ihrer diversen Alias-Namen an Flipcharts gepinnt. Jeder Profiler brütet vor zwei Bildschirmen. Tastaturklappern erfüllt die Luft.
50 bis 100 Pakete mit illegalen Substanzen pro Woche
Monatelang hatte sich die Einheit unter Leitung des 48-jährigen Spezialisten für Wirtschaftskriminalität der Polizei Hannover an die digitalen Fersen des Untergrund-Rings gehängt. Von Deutschland, Tschechien und der Slowakei aus handelte das Kartell mit Drogen, Waffen und gefälschten Dokumenten – ein „dezentrales, gut organisiertes Netzwerk“, so Chef-Ermittler Stock. Online-Kriminelle agierten zunehmend über Landesgrenzen hinweg. „Das erschwert kriminalistische Recherchen.“
1,5 Millionen Euro Gewinn durch Kreditkarten-Diebstahl jährlich
Über die Höhe des Profits, den digitale Kreditkartendiebe und Drogenhändler jährlich in Deutschland erwirtschaften, lässt sich nur spekulieren. Europol schätzt den Gewinn aus den dunklen Deals mit Kreditkarten auf jährlich mindestens 1,5 Millionen Euro. Die Dunkelziffer dürfte beträchtlich höher liegen. Viele Banken schweigen oft aus Imagegründen und erstatten keine Anzeige. Schließlich sollen die Kunden ihr Vertrauen in die Sicherheit der Kreditinstitute nicht verlieren.
Für die Finanz-Gangster heißt das: Gutes Geschäft, wenig Risiko. Im Internet lassen sich die Raubzüge zudem hervorragend organisieren. „Der Straftäter ist von jedem Ort der Welt nur einen Klick entfernt“, sagt Stock. Oft wissen nicht einmal die beteiligten Straftäter von einander, man teilt die Arbeit auf: Der Dieb im Netzwerk erbeutet ausschließlich die Kreditkartendaten. Der Händler kümmert sich um die Warenbestellungen. Der Logistiker sieht nur den Versand. Diese dezentrale, arbeitsteilige Struktur erschwert die Aufklärung für die Polizei.
„Datenschatzkammer“ Internet
Doch die Banditen hinterlassen im Netz mehr Spuren als sie glauben: in Foren, Blogs, sogar in sozialen Netzwerken wie Facebook. Drogen-Händler „Kronos the kid“ gab sich besonders großspurig. Der Ganove tauchte unter ähnlichen Pseudonymen schon früher auf, offenbar auch im bislang wohl bekanntesten deutschen Untergrundforum „carders.cc“. Bis Mai 2010 wurde hier mit Trojanern, Botnetzen und gestohlenen Kreditkarten gedealt. Dann zerschlugen Hacker den Marktplatz. Daten von mehr als tausend Mitgliedern samt Zugangsdaten und zeitweise mitgeloggten IP-Adressen fanden ihren Weg ins Netz – darunter auch Informationen über „Kronos the kid“. Sie gaben den Internet-Fahndern von Oliver Stock die entscheidenden Hinweise.
Warum der 23-Jährige so unvorsichtig war, seine Geschäfte allerorts unter ähnlichen bis gleichen Namen abzuwickeln? Pure Eitelkeit. „Diesen Kriminellen geht es neben Geld vor allem um Anerkennung“, weiß Szene-Kenner Stock. „Um diese Reputation zu erwerben, muss sich der Täter eine einigermaßen konstante Identität aufbauen. Dazu dient der Nickname.“ Anhand des Internet-Pseudonyms und seiner Alias-Variationen konnten die Ermittler die Schritte von „Kronos the kid“ verfolgen. Die weitere Polizeiarbeit, darunter auch Telefonüberwachungen, Durchsuchungen und Ermittlungen in sozialen Netzwerken, führte zur Festnahme des Täters am 26. April in seiner Wohnung im tschechischen Brünn. Seit dem vierten Juni wartet der Chef des digitalen Drogenrings in Deutschland auf seinen Prozess.
4 Kommentare
ano
Wiedermal Hannover ;)
Beim Bust von uniquefraud waren die auch beteiligt.
arnonuehm
R.I.P. KRON0S, R.I.P. Mr. V, ganz Carders ist verwanz, Luigi wird schon überwacht und gegen weitere führende Teamler wird ermittelt u.a. conax und TrD.
Carders ist eine tickende Zeitbombe, bringt euch alle in Sicherheit!
teXxmeXx
Nicht das ich carding unterstütze ich verabscheue es aber welche public boards gibts eigentlich noch .. war ja vor jahren doch noch mehr ..
¥akuza112
hier ne Webseite die ein paar „wenige“ Foren auflistet … http://link-base.org/