Stallman arbeitete Anfang der 1970er Jahre im „AI Lab“ (Abteilung für Künstliche Intelligenz) des Massachusetts Institute of Technology zusammen mit einer Gruppe von Programmierern, die sich selbst auch als Hacker bezeichneten. Diese Hackergemeinschaft vertrat eine sehr rigorose Philosophie des unbegrenzten Informationsflusses. In den folgenden Jahren gab es in der Softwarebranche einen aus Stallmans Sicht entscheidenden Wandel: Viele Firmen begannen, Software nicht mehr in der bis dahin weitgehend üblichen Form von Quelltexten auszuliefern, sondern in Form eines rein maschinenlesbaren Formates. Auch statteten von nun an einige Firmen ihre Software mit Lizenzen aus, die es den Anwendern verboten, die Programme weiterzuverteilen oder die Programme selbst zu verändern.
Stallman empfand diesen Verlust der Kontrolle von Benutzern über ihre eingesetzte Software als eine Einschränkung ihrer Rechte. Um diesem Trend entgegenzusteuern schuf er eine Lizenz, welche unter dem Namen GNU General Public License (GPL) bekannt wurde. Diese Lizenz garantiert Anwendern weitgehende Rechte über ihre Software und stellt sicher, dass diese Rechte, wenn sie einmal gewährt wurden, auch nicht mehr nachträglich entfernt werden können.
Er kündigte 1984 seine Stelle am MIT und arbeitete mehrere Jahre lang daran, ein Betriebssystem zu programmieren, das vollständig aus Freier Software bestehen sollte. Zu diesem Zweck veröffentlichte er 1985 sein GNU Manifesto, in dem er die Grundzüge dieses Systems, das GNU heißen sollte, festlegte. Der Name GNU ist ein rekursives Akronym (GNU is Not Unix), was einerseits auf die Unix-Ähnlichkeit, andererseits aber auf die Abgrenzung zu allen unfreien Unix-Varianten hinweisen sollte. In dieser Zeit erschuf er unter anderem die erste Version von GNU Emacs (heute ein komplexer, programmierbarer Texteditor), den GNU Symbolic Debugger (GDB), den ersten freien plattformübergreifenden C-Compiler (heute gcc), sowie verschiedene für eine Unix-Umgebung benötigte Hilfsprogramme.
Unabhängig von seinen zahlreichen Beiträgen zur Freien Software ist Richard Stallman eine sehr umstrittene Person. Er vertritt seine Meinungen in polarisierender Weise und grenzt die Freie-Software-Bewegung deutlich von der Open-Source-Bewegung ab. Er kritisiert die Open-Source-Bewegung dafür, zum Zwecke größerer Akzeptanz in der Wirtschaft die Freiheit als argumentative Grundlage zu vernachlässigen und sich nur auf Vorteile im Entwicklungsmodell oder die technische Überlegenheit der einzelnen Programme zu beschränken. Oftmals wird er in der Open-Source-Bewegung daher als zu radikal kritisiert. Bei der Entwicklung von Software arbeiten diese beiden Bewegungen jedoch meist sehr eng zusammen.
In letzter Zeit engagiert sich Richard Stallman sehr gegen die Einrichtung von Software-Patenten innerhalb der Europäischen Union und reist dazu oft zu Vorträgen quer durch Europa, aber auch nach Asien und Südamerika und ist Mitarbeiter des südamerikanischen Nachrichten- und Kulturkanals TeleSUR.
Richard Stallman ist Preisträger des MacArthur Fellowships, des Grace Murray Hopper Awards der Association for Computing Machinery (ACM) sowie einer der Empfänger des Takeda Foundation Awards.
Kurzbio
Richard Matthew Stallman (* 16. März 1953 in Manhattan, New York City) ist ein US-amerikanischer Informatiker und studierter Physiker. Er ist auch unter seinen Initialen RMS bekannt. Stallman ist Gründer des GNU-Projektes und einer der frühesten und bekanntesten Protagonisten Freier Software. Er wird auch für seinen beträchtlichen Anteil am Erfolg von GNU/Linux geschätzt und ist der erste Präsident der Free Software Foundation.
RMS zeichnet sich durch Grundsatztreue und langfristige Orientierung an seinen Werten aus. Er scheut sich nicht politisch Stellung zu beziehen und seine persönliche Sicht der Dinge konsequent zu vertreten. Dadurch befindet er sich manchmal im Widerstreit mit den eher praxisorientierten Angehörigen der Open-Source-Szene.