Der Cablegate-Leak hatte offenbar nur geringe Schäden für die nationalen Interessen der USA im Umgang mit anderen Staaten zur Folge. Zu dieser Schlussfolgerung, die im Gegensatz zu den öffentlichen Stellungnahmen vieler Politiker steht, kommen offenbar interne Untersuchungsberichte der US-Regierung.
Eine anonyme Hilfskraft des, US-Kongresses, die über den Inhalt der Untersuchungsberichte informiert ist, machte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters Aussagen, die vermuten lassen, dass die US-Regierung die Öffentlichkeit bewusst über die Auswirkungen des „Cablegate“-Leaks täuscht. Die Person sagte offenbar, die Regierung fühle sich gezwungen, öffentlich zu behaupten, die Veröffentlichung von bisher gut 2000 geheimen Diplomaten-Depeschen durch WikiLeaks und dessen Medienpartner habe US-Interessen ernsthaft beschädigt. So wolle man die Bemühungen, WikiLeaks vom Netz zu nehmen und die am Leak Beteiligten anzuklagen, unterstützen.
In Wirklichkeit, so die Quelle, seien die angerichteten Schäden eher überschaubar und handhabbar. „Man hat uns gesagt, [der Inhalt der WikiLeaks-Veröffentlichungen] sei peinlich, aber nicht schädlich,“ sagte die anonyme Person mit Bezug auf ein Ende 2010 abgehaltenes Briefing durch Mitarbeiter des Außenministeriums.
Öffentlich war immer wieder die Rede davon gewesen, „Cablegate“ stelle eine ernsthafte Gefährdung nationaler Interessen – womöglich auch der nationalen Sicherheit – dar. Zudem hieß es, die Veröffentlichungen gefährdeten das Leben von Informanten und US-Soldaten. Das Handeln von WikiLeaks wurde als „verantwortungslos“ kritisiert. Der mutmaßliche Whistleblower, Bradley Manning, sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Es wird angeblich darüber beraten, auch WikiLeaks-Gründer Julian Assange anzuklagen. Diskutiert werden insbesondere die Straftatbestände der Spionage und der Verschwörung.