Das Hacker-Kollektiv Anonymous trägt den «Krieg gegen Sony» auf die Strasse. Am Samstag sollen weltweit Proteste stattfinden. Als «Ziel» werden auch Läden in der Schweiz genannt. Sony beschwichtigt.
Sony nimmt Stellung
Sony bestätigt, dass es nebst mehreren Angriffen auf verschiedene Sony-Webseiten auch den Aufruf zu einem «weltweiten Protest vor und in Sony Stores» gebe. «Dass hier auch die Schweiz oder Ladengeschäfte ausserhalb von Städten im Fokus der Aktivisten stehen, ist eher unwahrscheinlich, aber nicht völlig auszuschliessen.»
Sony steht wegen der rechtlichen Schritte gegen George Hotz und andere Playstation-Hacker in der Kritik. Trotz der kürzlich erfolgten aussergerichtlichen Einigung will Anonymous die Operation gegen Sony weiterführen. «Wir ermutigen alle, zu einem nahegelegenen Sony-Laden zu kommen und unsere Sache zu unterstützen», heisst es.
Wenn nötig Polizei rufen
Der Anonymous-Aufruf im Internet richtet sich ausdrücklich auch an Personen, die nicht zum Hacker-Kollektiv gehören. Bei der Aktion gehe es um die Rechte aller Konsumenten, argumentieren die unbekannten Drahtzieher. «Lasst uns Sony zeigen, dass alle Informationen frei sind und dass wir die Dinge besitzen, die wir gekauft haben – jetzt und für immer.»
Sony Europe schätzt das Risiko eines Vorfalls hierzulande als «sehr gering» ein. Trotzdem empfiehlt man den Partnerfirmen, am Samstag wachsam zu sein. Insbesondere solle man auf Menschenansammlungen vor den Geschäften achten. «Grundsätzlich besteht kein Grund zu übertriebener Besorgnis oder Überreaktion.» Sollte die Situation dennoch in irgendeiner Form als bedrohlich empfunden werden, solle man die Polizei verständigen.
Gegen Scientology, für Assange
Es wäre nicht das erste Mal, dass Anonymous auf die Strasse geht. In der Vergangenheit sorgten maskierte Anonymous-Mitglieder vor allem mit Aktionen gegen Scientology für Aufsehen. Zuletzt wurde aber auch öffentlich gegen die Verhaftung des Wikileaks-Gründers Julian Assange demonstriert. In der Regel tragen die Aktivisten dabei «Guy Hawks»-Masken – in Anlehnung an die gleichnamige historische Figur aus England.
Tatsächlich ruft Anonymous die Protestierenden auf, die Gesichter mit Masken zu bedecken. Dabei wird auch auf ein mögliches Vermummungsverbot für Demonstranten hingewiesen, das je nach Land gelten könnte. Ausserdem solle man sich vor «Saboteuren» in Acht nehmen, seien dies Polizisten, Sicherheitsleute oder Mitarbeiter von Sony. Schliesslich werden die Aktivisten aufgefordert, sich vorgängig im Internet abzusprechen und für alle Fälle die Telefonnummer eines Rechtsanwalts bereit zu halten.
Facebook-Gruppe gegründet
Auf Facebook ist unter dem Pseudonym «John Smith» eine Gruppe namens Operation Sony ins Leben gerufen worden. Deren Inhalt dreht sich um die samstägliche Anonymous-Aktion. Bislang haben über 3100 Personen zugesagt, daran teilzunehmen. Ob die Facebook-Gruppe tatsächlich von Anonymous-Aktivisten gegründet wurde, muss zumindest bezweifelt werden. Es könnte sich auch um Sympathisanten handeln, die ihr Vorgehen nicht mit dem Internet-Kollektiv abgestimmt haben.
Auf jeden Fall werden auf der Facebook-Seite Informationen zu Sony-Läden in aller Welt aufgelistet – darunter ist auch ein Link zu den acht Sony Centern in der Schweiz. Diese Fachgeschäfte sind laut Homepage in Bern, Bern-Belp, Lausanne, Luzern, Wil SG, Vevey, Zug und Zürich beheimatet. Sony-Produkte werden aber auch in zahlreichen anderen Shops in allen Landesteilen verkauft. 20min.ch von Daniel Schurter