Das US-Verteidigungsministerium macht sich offenbar erhebliche Sorgen wegen des angekündigten, äußerst umfangreichen nächsten Leaks der Whistleblowing-Website WikiLeaks. Man befürchtet, dass WikiLeaks tatsächlich zumindest einen Teil der viel diskutierten diplomatischen „Cables“ veröffentlicht.
Die diplomatischen Nachrichten sollen nach einem Bericht des Online-Magazins „Wired“ vom Army-Analysten Bradley Manning entwendet und WikiLeaks zugespielt worden sein. Manning sitzt wegen dieses und anderer Leaks, die ihm vorgeworfen werden, derzeit in Untersuchungshaft. Schon kurze Zeit, nachdem das Gerücht über die diplomatischen „Cables“, also Kommunikation zwischen den US-Botschaften und in einigen Fällen anderen Behörden, laut wurde, reagierte das Pentagon äußerst besorgt. Man befürchtet offenbar erhebliche negative Konsequenzen, wenn diese Dokumente veröffentlicht werden.
WikiLeaks dementierte, im Besitz dieser Nachrichten zu sein. Bei der Formulierung ließ man sich allerdings eine Hintertür offen, so dass bislang weder das Pentagon noch die Presse restlos von diesem Dementi überzeugt sind. Nach den vollmundigen Ankündigungen von WikiLeaks (gulli:News berichtete) scheint das Pentagon nun zu befürchten, dass dieser Leak die entsprechenden Nachrichten – oder zumindest einen Teil davon – beinhaltet. Man vermutet außerdem, dass die Veröffentlichung schon am kommenden Freitag (26. November) erfolgen könnte.
Pentagon-Mitarbeiterin Elizabeth King schrieb gestern in einer E-Mail, die Nachrichten berührten „eine enorme Menge äußerst sensibler außenpolitischer Themen“ und ihre Veröffentlichung könnte die diplomatischen Beziehungen der USA „negativ beeinflussen„. Momentan bemüht man sich offenbar, herauszufinden, was genau WikiLeaks zu veröffentlichen plant. Hat man davon eine Vorstellung, will man die Mitarbeiter entsprechend „briefen“, um Schadensbegrenzung betreiben zu können.
King kritisierte die – von ihr vermutete – Entscheidung von WikiLeaks, diese Dokumente zu publizieren, auf das Schärfste. Es liege in der Natur dieser Nachrichten, dass sie „alltägliche Analysen und unumwundene Einschätzungen“ beinhalten, wie sie jedes Land als Teil seiner diplomatischen Bemühungen vornehme. „Die Veröffentlichung dieser geheimen Informationen durch WikiLeaks ist ein verantwortungsloser Versuch, Chaos zu stiften und die globale Sicherheit zu destabilisieren. Sie gefährdet potentiell Leben.“
Momentan arbeiten offenbar drei bereits mehrfach als bevorzugte Partner von WikiLeaks aufgefallene Zeitungen – die New York Times, der britische Guardian und Der Spiegel – bereits an der journalistischen Aufbereitung der zur Veröffentlichung bestimmten Dokumente. Außerhalb dieser kleinen Gruppe von Journalisten sind Datum und Inhalt der Veröffentlichung allerdings noch nicht bekannt.