Die Hacker-Truppe Lulzsec veröffentlicht 150.000 Nutzerdaten im Internet, die sie unter anderem bei Angriffen auf Sony und Porno-Webseiten erbeutet hat. Wer fürchtet, dass auch seine persönlichen Daten frei verfügbar sind, kann sich jetzt mit einem einfachen Tool Gewissheit verschaffen. Unterdessen macht sich Lulzsec mächtige Feinde, indem es sich mit dem Mutter-Forum von Anonymous anlegt.Sie finden sich zwar sehr witzig, aber die meisten Internetnutzer können über die Aktionen von Lulz Security (Lulzsec) nicht lachen. Vor allem dann nicht, wenn sie möglicherweise selbst von einem der zahlreichen Hacker-Angriffe betroffen sind, die die selbsternannte Spaßtruppe in den vergangenen Wochen begangen hat. Unter anderem drang Lulzsec in Server von Sony, Nintendo, des CIA und Pornoanbietern ein. Dabei erbeuteten die Cybergangster Nutzernamen, E-Mail-Adressen und Passwörter.
Viele kompromittierte Konten
Die Internet-Vandalen scheuen auch nicht davor zurück, diese Daten zu missbrauchen. Insgesamt haben sie bereits rund 150.000 Datensätze im Internet veröffentlicht. Und weltweit machen sich Millionen Nutzer Sorgen, ob auch ihre persönlichen Informationen frei zugänglich sind und was damit passieren könnte. Wie die Tech-Seite „Gulli“ berichtet, prahlen bereits Dutzende Lulzsec-Fans damit, erfolgreich Amazon-, Facebook- oder Papal-Konten manipuliert zu haben. Alleine eine erst kürzlich veröffentlichte Liste mit 62.000 gestohlenen Nutzerdaten sei binnen Minuten mehrere tausend Mal heruntergeladen worden.
Schnelle Gewissheit
„The Next Web“ (TNW) hat jetzt ein kleines, aber feines Programm bereitgestellt, mit dem man schnell und einfach herausfinden kann, ob man bereits ein Lulzsec-Opfer ist. Nutzer müssen lediglich die E-Mail-Adresse eingeben, die sie für einen der gehackten Dienste verwendet haben. Das Tool durchsucht dann alle Listen, die Lulzsec bisher veröffentlicht hat. Sollte der Befund positiv ausfallen, sollte man spätestens jetzt seine Passwörter ändern und eine neue E-Mail-Adresse einrichten.
Nutzer eines gehackten Pornodienstes können zwar nichts dagegen unternehmen, dass sie vielleicht übers Internet geoutet werden. Immerhin haben sie aber die Chance, sich auf mögliche Schwierigkeiten vorzubereiten.
Natürlich stellt es theoretisch auch ein Risiko dar, seine E-Mail-Adresse einer unbekannten Webseite anzuvertrauen. „The Next Web“ gilt allerdings als absolut seriös und Chefredakteur Zee M Kane verspricht, dass das Tool hundertprozentig sicher ist.
Mächtige Gegner
Vielleicht geht es ja Lulzsec schon bald selbst an den Kragen. Denn der oder die Hacker haben jetzt einen Krieg gegen 4Chan.org begonnen. Dabei handelt es sich um eine der weltweit meistbesuchten Internetseiten, die eine Mischung aus Forum und Imageboard darstellt. 4Chan.org hat kaum Regeln und viele Millionen Nutzer diskutieren dort alle nur erdenklichen Themen anhand von Bildern, die sich manchmal auch am Rande der Legalität bewegen. Das beliebteste Unterforum von 4Chan.org ist das /b/-Forum, in dem sich täglich hunderttausende Nutzer anonym treffen und sich nahezu tabulos verbale Kämpfe liefern.
Die anarchische Mischung von 4Chan.org bringt immer wieder interessante Ableger hervor. Katzen-Fans kennen vielleicht das Blog „Lolcats“. Das berühmteste aus 4Chan.org hervorgegangene Internet-Phänomen (Mem) ist die Gruppierung Anonymous, die zwar in jüngster Zeit durch politisch motivierte Hacker-Angriffe von sich reden machte, aber keine – wie in den Medien oft falsch dargestellt – reine Hackergruppe darstellt. Bekannt wurde Anonymous durch öffentliche Aktionen gegen die Sekte Scientology und durch die Masken aus der Comicserie „V wie Vendetta“, die Aktivisten bei Aktionen tragen.
Einige 4Chan.org-Nutzer drohten kürzlich, Lulzsec wegen seiner offensichtlich immer sinnfreieren Aktionen das Handwerk zu legen. Im Gegenzug hat die Hacker-Gruppe das /b/-Forum zugespamt und mit einem DDoS-Angriff 4chan.org teilweise lahmgelegt. Laut Lulzsec waren die zuletzt veröffentlichten 62.000 Nutzerdaten eine „Belohnung“ für die Unterstützer der Attacke. Eine Antwort oder Stellungnahme von 4Chan.org gibt es bisher noch nicht – offiziell.
Quelle : n-tv