WikiLeaks-Gründer Julian Assange übte in einem Telefon-Interview mit der US-Onlinezeitung „The Huffington Post“ am vergangenen Montag heftige Kritik am Vorgehen der US-Regierung gegen Whistleblower. Auch mit der Medien-Berichterstattung über den Fall des mutmaßlichen WikiLeaks-Informanten Bradley Manning zeigte sich Assange unzufrieden.
Assange deutete im Interview an, WikiLeaks versuche, den Vereinigten Staaten Meinungsfreiheit zu bringen. Diese ist in den USA eigentlich mit dem ersten Verfassungszusatz garantiert, wird aber laut Assange derzeit zu wenig gewürdigt. Der WikiLeaks-Gründer erklärte, dass eine Verurteilung Mannings unter dem Espionage Act schwere Folgen für den investigativen Journalismus haben könnte. Ähnliches gelte, falls die USA versuchen würden, den Espionage Act gegen Assange und/oder andere WikiLeaks-Mitarbeiter anzuwenden. Die Möglichkeit eines solchen Vorgehens wird derzeit im Rahmen einer „Grand Jury“-Untersuchung abgeklärt. Eine derartige Anklage, so Assange, würde eine Situation schaffen, in der „das Verhältnis zwischen Quelle und Journalist als Verschwörung zum Begehen von Straftaten interpretiert wird.“
Auch die Medien fanden sich – nicht zum ersten Mal – im Zentrum der Kritik des WikiLeaks-Gründers. Assange beschrieb einen Großteil der Medien-Berichterstattung über das Schicksal Bradley Mannings als „abstoßend„. Zwar gebe es mittlerweile einige Ansätze zum Besseren – Assange lobte hier ausdrücklich die Arbeit des Rechtsexperten und Juristen Glenn Greenwald und erwähnte außerdem, dass die „Washington Post“ ihre Berichterstattung zum besseren verändere – aber ein Großteil der Berichterstattung werde dem Thema nicht gerecht. Vielfach werde zuviel auf persönliche Themen und zu wenig auf die zugrunde liegenden politischen, ethischen und gesellschaftlichen Themen eingegangen. So seien häufig Mannings Homosexualität und die Tatsache, dass seine Eltern geschieden sind, nicht nur erwähnt, sondern detailliert beschrieben und analysiert worden. Mannings mutmaßliche politische Motivation – wie sie in den Chats mit Adrian Lamo, deren Echtheit allerdings unbewiesen ist, zum Ausdruck kommt – habe dagegen kaum eine Rolle gespielt. Diese Art der Berichterstattung versperre den Blick auf das Vorgehen der Behörden gegen Manning sowie auf zugrunde liegende Fragen der Transparenz und Meinungsfreiheit.
Quelle : gulli.com