Ein Anonymous-Mitglied bekennt sich in einem Interview zum Angriff auf Sonys Playstation-Netzwerk und verkündet, dass man den japanischen Konzern vorerst in Ruhe lasse. Mit dem Diebstahl von Nutzerdaten hat Anonymous aber angeblich nichts zu tun.
Das Online-Spielemagazin VG24/7 hat über das soziale Netzwerk Twitter ein angebliches Mitglied der Aktivistengruppe Anonymous gefunden, das bereit für ein Interview war. Der Anon betont zwar, dass er nur für sich selbst und nicht für Anonymous sprechen könne. Trotzdem scheint er die Mehrheit der Gruppierung zu repräsentieren.
Der Unbekannte bestätigt, dass Anonymous für DDoS-Angriffe auf Sonys Playstation-Netzwerk (PSN) verantwortlich war. Man habe die Attacken aber eingestellt, da alle Ziele erreicht worden seien und Anonymous sich durch weitere Attacken nur noch unbeliebt machen würde.
Egoistische PSN-Nutzer
Mit dem Diebstahl hunderttausender Nutzerdaten hat Anonymous aber angeblich nichts zu tun. Anonymous habe das PSN lediglich blockieren wollen, um dagegen zu protestieren, dass Sony die Rechte seiner Nutzer einschränkt und Hacker verfolgt. Mit dem Hacker meint der Interviewte offensichtlich Georg Hotz alias Geohot, gegen den Sony gerichtlich vorging, weil er die Playstation 3 gehackt und die Informationen ins Internet gestellt hatte. Darüber habe man die Konsumenten informieren wollen, sagt der Anon. Aber „anstatt zu hören oder zu lesen, was unsere Motive waren, waren die Nutzer einfach nur angepisst.“ Das Verhalten der Nutzer sei egoistisch gewesen, da sie mehr an ihr Vergnügen als an ihre Konsumentenrechte (und die des Hackers) dachten, beschwert sich der Anon.
Der Aktivist betont, dass Anonymous die Aktionen der „Spaß-Hacker“ von Lulz Security (Lulzsec) nicht unterstütze. Anonymous stehe für die Verteidigung von Rechten. „Allerdings“, schränkt er ein, „dürfen einzelne Anons tun, was sie wollen.“
PSN erholt sich schnell
Das Playstation-Netzwerk hat sich angeblich schnell von dem Datendesaster erholt. „Wir haben in den USA bereits wieder 90 Prozent des Traffics auf dem Netzwerk, den wir vor dem Vorfall hatten, international sind es zwischen 85 und 90 Prozent“, sagte der Chef des Geschäftsbereichs für Unterhaltungselektronik, Kazuo Hirai, dem „Handelsblatt“.
Die Kündigungen hätten pro Woche immer im einstelligen Prozentbereich gelegen, sagte Hirai. „Aber selbstverständlich müssen wir jetzt alles unternehmen, um dieses Vertrauen zu rechtfertigen.“ Derzeit werde eine komplette Bestandsaufnahme aller Systeme gemacht, die mit der Außenwelt kommunizierten, um sicherzustellen, dass es keine Schwachstellen gebe.
Der Nachfolger der mobilen Spielkonsole PSP, die PS Vita, werde als Plattform noch in diesem Geschäftsjahr in die Gewinnzone kommen. Das bedeute Hardware- und Softwareverkauf, Onlinedienste und Lizenzgebühren von Spieleherstellern zusammengenommen. Mit der Hardware alleine werde Sony im kommenden Geschäftsjahr schwarze Zahlen schreiben. „Ich werde nicht wieder vier oder fünf Jahre damit verbringen, ein Hardware-Geschäft zu sanieren“, sagte Hirai mit Blick auf die Erfahrungen bei der Playstation 3.
Mitte April waren Unbekannte in die Sony-Netzwerke eingebrochen. Dabei wurden möglicherweise die Daten von mehr als 100 Millionen Kundenkonten gestohlen. Das Unternehmen schloss nicht aus, dass darunter auch Kreditkarten-Informationen waren.
Quelle : http://www.n-tv.de