Terror in Stockholm: In der schwedischen Hauptstadt explodierten am Samstag zwei Bomben, eine davon trug der Täter am Leib. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE handelt es sich bei dem Selbstmordattentäter um einen jungen Iraker. Er soll noch mehr Sprengstoff am Körper getragen haben.
Stockholm – Kurz nachdem die Sicherheitsbehörden vor einem gestiegenen Anschlagsrisiko gewarnt haben, hat zum ersten Mal ein Selbstmordattentäter in Schweden zugeschlagen. Nach den bisherigen Informationen erschütterten zwei Explosionen am Samstagabend Stockholm – nahe der belebten Einkaufsstraße Drottninggatan mitten in der Stadt. Es handelte sich um eine Autobombe und einen weiteren Sprengsatz, den der Attentäter am Körper trug. Der Mann kam bei der Detonation ums Leben.
Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE handelt es sich bei dem Selbstmordattentäter um einen jungen Iraker, der sehr aktiv in verschiedenen sozialen Netzwerken im Internet gewesen war, und sich dort gegen die Kriege im Irak und in Afghanistan positioniert hatte. Schwedische Behörden gehen davon aus, dass der Mann auch Absender der Warnung war, die zehn Minuten vor den Explosionen an die schwedische Nachrichtenagentur TT und die Sicherheitspolizei gegangen waren.
Der E-Mail waren Audiodateien in schwedischer und arabischer Sprache angehängt, in denen eine Verbindung zu den Mohammed-Karikaturen des Künstlers Lars Vilks und zu der schwedischen Präsenz in Afghanistan hergestellt wird. Dort ist das Land mit rund 500 Soldaten vertreten.
Laut TT erklärt der Sprecher an das schwedische Volk gerichtet: „Unsere Taten werden für sich sprechen. Solange ihr den Krieg gegen den Islam und die Erniedrigung des Propheten nicht beendet, ebenso wie die Unterstützung für das Schwein Vilks.“
Eine schwedische Regionalzeitung hatte 2007 eine Karikatur des schwedischen Zeichners Lars Vilks veröffentlicht, die einen Hund mit dem Kopf des Propheten Mohammed zeigt. Seitdem erhält der Künstler immer wieder Morddrohungen.
Bisher noch keine Hinweise auf andere Terrororganisationen
Offenbar hätten die Anschläge verheerender ausfallen können. Schwedens führender Terrorexperte Magnus Ranstorp, Forschungsdirektor des Swedish Defense College, sagte SPIEGEL ONLINE, dass der Mann nach bisherigen Informationen weitere Sprengsätze und einen große Menge Nägel in seinem Rucksack bei sich getragen hatte. Diese zusätzlichen Sprengsätze sind aber offenbar nicht explodiert.
„Es hätte ein Massaker sein können“, sagte Ranstorp.
Bislang gibt es keine Hinweise darauf, ob der Mann alleine agierte oder Teil eines Netzwerks war. Ranstorp vermutet allerdings, dass die Explosionen zu komplex für einen isolierten Einzeltäter waren.
Keine bekannte Terrororganisation hat sich bisher zu den Bomben bekannt. Das Terrornetzwerk al-Qaida und andere dschihadistische Gruppen haben in den vergangenen Monaten immer wieder skandinavische Länder ins Visier ihrer Propaganda genommen, vor allem Dänemark, wegen der Mohammed-Karikaturen.
Vor einigen Wochen hatte al-Qaidas Filiale auf der Arabischen Halbinsel den Zeichner Vilks auf eine Todesliste gesetzt. Indizien für eine Beteiligung al-Qaidas an den Anschlägen vom Samstag gibt es aber bisher noch nicht.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,734166,00.html