Amazons Server stehen derzeit immer wieder unter Beschuss. Sympathisanten der Enthüllungsplattform WikiLeaks greifen die Rechner des Internet-Buchhändlers mit sogenannten Denial-of-Service-Attacken an, immer wieder verschwinden Teile des Amazon-Angebotes aus dem Netz . Der Grund für die Racheakte ist, dass Amazon vorvergangene Woche verkündete, man werde WikiLeaks nicht weiterhin Speicherplatz vermieten, um die aus den Beständen von US-Behörden entwendeten Botschaftsdepeschen online verfügbar zu halten. Nun aber liegen die Depeschen doch wieder bei Amazon – weil die dänische Tageszeitung „Politiken“ sie dort abgelegt hat.
Es sei „Zufall“ dass man für das Vorhalten der Depeschen ausgerechnet Amazon-Server ausgewählt hatte, erklärte der Cheftechniker von „Politiken“, Per Palm Kvist Knudsen, der dänischen „Computerworld“. Es stehe „kein politisches Motiv oder Rache“ hinter der Entscheidung, den WikiLeaks-Mirror gerade auf den Rechnern des US-Online-Versandhauses laufen zu lassen. Amazon bietet seinen Kunden neben dem Versandgeschäft auch Web-Dienstleistungen an, vermietet unter anderem Speicherplatz und Rechnerleistung in seinen Rechenzentren.
Das Angebot von Amazon könne man eben besonders „schnell und einfach“ in Anspruch nehmen, wenn es darum gehe, zusätzliche Serverkapazitäten zur Verfügung zu stellen – wie etwa für die Veröffentlichung der WikiLeaks-Dokumente. Er könne jedoch verstehen, dass es wohl eine „tolle Story“ wäre, wenn man selbst nun auch von Amazon ausgesperrt werde, das sei jedoch „nicht die Absicht“.
Eine vollständige Spiegelung der WikiLeaks-Website, wie sie mittlerweile auf Hunderten anderen Servern zu finden ist, hält „Politiken“ aber nicht vor: Die Zeitung präsentiert lediglich die bislang veröffentlichten Diplomatendepeschen , im eigenen Layout und mit eigener Suchfunktion. Vollständig auf dem neuesten Stand ist die Sammlung nicht: Die 31 zuletzt veröffentlichten Depeschen fehlten am Montagmittag noch im „Politiken“-Angebot.
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,734326,00.html