Das deutsche Bundeskriminalamt hat die Überwachungssoftware FinFisher, einen sogenannten „Staatstrojaner“, der Firma Eleman/Gamma zugekauft. Das berichtet Netzpolitik.org, dem ein Dokument des Bundesministeriums für Inneres vorliegt. Darin wird die „Arbeit des Kompetenzzentrums Informationstechnische Überwachung beim Bundeskriminalamt“ erläutert und der Ankauf der umstrittenen Software erwähnt. FinFisher sorgte in der Vergangenheit vor allem durch den Einsatz von autoritären Regimen gegenüber politischen Aktivisten für Aufsehen. Gamma konnte bereits der Einsatz in Ägypen und Bahrain nachgewiesen werden, doch das in Deutschland gegründete Unternehmen bestritt die Vorwürfe stets. Mittlerweile hat die britische Regierung den Verkauf der Software eingeschränkt und reguliert, ähnlich wie bei Waffenexporten, den Verkauf an Drittstaaten.
Rückschläge
2011 enthüllte der Chaos Computer Club, dass der vom deutschen BKA verwendete „Staatstrojaner“ zahlreiche Sicherheitslücken aufwies und über Funktionen verfügte, die dieser gar nicht besitzen dürfte. Nach dem Skandal um den von der deutschen Firma DigiTask zugekaufte Trojaner beschloss das Innenministerium, einen eigenen Trojaner zu entwickeln. Dieser soll nach derzeitigem Stand allerdings erst Ende 2014 fertiggestellt werden, wodurch eine Übergangslösung benötigt wurde. Die Wahl fiel dabei auf „ein kommerzielles Produkt der Firma Eleman/Gamma“.
Kriterien nicht erfüllt
Doch auch die neue Software soll dem Bericht von Netzpolitik.org zufolge nicht den Anforderungen entsprechen. So sei es auch mit der FinFisher/FinSpy-Suite möglich, Module nachzuladen und so Funktionen nachträglich hinzuzufügen. Auch die vom BKA entwickelte „Standardisierende Leistungsbeschreibung“ (SLB), nach der die Software geprüft werden soll, sei zwar abgeschlossen, allerdings nur oberflächlich erfolgt. Offenbar gab es lediglich nur eine „Qualitätsprüfung“, nicht aber eine Überprüfung des Quellcodes. Die Überprüfung wurde von einem privaten Unternehmen durchgeführt. Der CCC-Sprecher Frank Rieger kritisiert in einer ersten Stellungnahme den Zukauf von FinFisher und meint, man habe sich „für einen Anbieter entschieden, der zum Symbol des Einsatzes von Überwachungstechnik in Unterdrückungsregimen weltweit geworden ist.“
Quelle : futurezone.at