Hamburg – WikiLeaks will mit Enthüllungen für Aufsehen sorgen – jetzt sorgen die Macher der Plattform selbst für Schlagzeilen. Wie jetzt bekannt geworden ist, hat der Berliner Anwalt Johannes Eisenberg bereits am 6. Februar im Namen von Julian Assange den ehemaligen Sprecher der Plattform, Daniel Domscheit-Berg, in einer Erklärung aufgefordert, Daten und Software zurückzugeben ( die Pressemitteilung dazu im Wortlaut hier). Er sei von Assange beauftragt, dazu notfalls auch vor Gericht zu ziehen, und „gegen die von DB (Daniel Domscheit-Berg) über Herrn Assange verbreiteten Verleumdungen vorzugehen“, teilte er mit.
Im Streit um die Ausrichtung der Web-Seite hatten vergangenes Jahr Mitarbeiter von WikiLeaks das Projekt verlassen – und dabei Datenbestände mitgenommen. Domscheit-Berg schreibt in seinem Buch „Inside WikiLeaks“, das am Donnerstag vorgestellt werden soll, dass die Daten nur „sichergestellt“ worden seien, weil Assange nicht für deren Sicherheit garantieren könne. Er wolle das Material nicht selbst behalten. Darunter seien bislang unveröffentlichte Dokumente, die anonym an WikiLeaks geschickt wurden, und eine Software zum Betrieb eines sicheren Online-Briefkastens. Eisenberg nennt diese Darstellung in seiner Erklärung eine „Schutzbehauptung“, die den „Diebstahl“ der Daten „ummänteln“ solle.
Auch in einem Interview mit dem „Stern“ verteidigt Domscheit-Berg die Datenentführung. WikiLeaks habe nicht einmal mehr eine verschlüsselte Website. Offenbar sei Assange zu beschäftigt damit, den vorhandenen Datenschatz „auszuschlachten“. Wenn er ihre Sicherheit garantieren könne, bekomme er die entführten Daten zurück.
In Eisenbergs Erklärung heißt es nun: „Die Materialien sind selbstverständlich bei Wikileaks sicher. Wikileaks ist arbeitsfähig. Wikileaks ist in der Lage, die Materialien sicher zu verwahren und zu veröffentlichen.“
Im Weblog Netzpolitik schrieb Domscheit-Berg in einem Kommentar, dass man mehrfach angeboten habe, die Daten auf einen sicheren Server zu übertragen. Statt einer Antwort habe er aber nur das Schreiben von Johannes Eisenberg bekommen.