Vor 365 Tagen nahm das FBI Megaupload im Kampf gegen Online-Piraterie vom Netz. Jetzt hat der umstrittene Internetunternehmer Kim Schmitz mit dem Speicherdienst Mega einen Nachfolger vorgestellt. Die Film- und Musikindustrie kann sich auf etwas gefasst machen.
Mit großen, symbolträchtigen Auftritten kennt sich Kim Schmitz aus. Der in Kiel geborene Internetunternehmer ist kein Mann des Understatements. Seine Villa ist angeblich die teuerste in ganz Neuseeland. Auf Fotos posierte der 39-Jährige in der Vergangenheit vor allem mit teuren Autos und gut aussehenden Frauen. Seine Auseinandersetzungen mit der Justiz bieten Stoff für mehrere Spielfilme. Wenn Kim Schmitz etwas anpackt, dann muss es irgendwie knallen.
So ist es auch jetzt wieder. Schmitz, der als Kim Dotcom bekannt wurde, hat für den Start seines neuesten Projekts den symbolträchtigsten Tag ausgesucht, den seine Vita hergibt. Am 19. Januar des vergangenen Jahres durchsuchte eine Spezialeinheit der neuseeländische Polizei in einer Razzia sein Anwesen im neuseeländischen Coatsville, nahm Schmitz und seine Helfer wegen des Verdachts auf Copyright-Verletzungen fest und große Teile seines Eigentums in Beschlag. Es war gleichzeitig das Ende für eine der größten Webseiten im ganzen Internet: Megaupload.com.
Ein Jahr ist die Razzia nun her, viel ist passiert, vor allem auf Twitter. Dotcom entdeckte das 140-Zeichen-Medium nach seiner Freilassung als Verlautbarungsorgan. Er hat dort Hunderte Tweets veröffentlicht. Den Wichtigsten aber, hat er erst an diesem Samstagabend abschicken können: Um 18.47 schreibt Dotcom: „In dieser Minute vor einem Jahr wurde #Megaupload von der US-Regierung zerstört. Willkommen auf http://Mega.co.nz.“
Datenverschlüsselung als Grundprinzip
Mega, das ist Kim Schmitz neuer Speicherdienst, der nun für die Öffentlichkeit freigeschaltet ist. Mega, das ist vor allem aber eine verspätete Racheaktion für das was Polizeibehörden dem Internetunternehmer aus seiner Sicht zu Unrecht angetan haben. Und Mega ist Anlass, sich von dem Gedanken zu verabschieden, Kim Dotcom mache einfach weiter wie bisher.
Dem neuen Speicherdienst liegt ein Konzept zu Grunde, das weitreichender Folgen haben könnte, als sie Megaupload je hatte: Lädt der Nutzer eine Datei hoch, so wird diese noch vor dem Hochladen auf dem Computer des Anwenders verschlüsselt. Auf dem Server kommt ein Objekt an, von dem niemand außer dem Nutzer und von ihm autorisierte Personen weiß, ob es sich um ein urheberrechtlich geschütztes Video, ein illegal kopiertes Musikstück oder die PDF-Datei eines Küchenrezepts handelt. Weder für den Internetprovider, noch für die Polizei, noch – und das ist der juristische Kniff an der Geschichte – für Kim Schmitz soll ersichtlich sein, was hochgeladen wurde. Der Gedanke dahinter ist einfach: Was Kim Schmitz nicht weiß, kann ihn nicht ins Gefängnis bringen. Sollten auf seinen Servern Piraterie stattfinden, kann sich Dotcom darauf berufen, er könne davon nichts wissen.
Mega erhebt damit zum Prinzip, was andere Speicheranbieter wie etwa der Marktführer Dropbox in der Theorie auch anbieten. Dort muss der Nutzer sich allerdings selbst um die offensichtliche Unkenntlichmachung der Dateien kümmern. Mega hingegen macht die Verschlüsselung massentauglich. Erste Testberichte amerikanischer Techblogs attestieren Dotcoms Team eine ordentliche Arbeit. Die Uploadgeschwindigkeit soll überzeugend sein. Die Sicherheit des Konzeptes wird sich in der Praxis aber erst noch beweisen müssen.
100.000 neue Nutzer in der ersten Stunde
Bedarf für ein solches Angebot scheint es jedenfalls zu geben. 100.000 Nutzer hätten sich allein in der ersten Stunde registriert, schrieb Dotcom. Wenig später sollen es schon 250.000 Registrierte gewesen sein. Vorübergehend brach das Angebot unter dem Nutzeransturm zusammen. Zum Vergleich: Der Vorgänger Megaupload wurde an Spitzentagen von 50 Millionen Menschen benutzt. Die Daten, die über die Server geschickt wurden, verursachten zeitweise vier Prozent des weltweiten Internetverkehrs. 50 Petabyte sollen dort gespeichert gewesen sein. Als Megaupload vom Netz genommen wurde, registrierten das Internetprovider in ihren Trafficprotokollen auf der ganzen Welt. 25 Millionen Dollar Werbeeinnahmen soll dieses digitale Monstrum jährlich abgeworfen haben, weitere 150 Millionen Dollar sollen laut Wired mit einer schnelleren, kostenpflichtigen Premium-Version verdient worden sein. Eine lukrative Einnahmequelle, von der Dotcom jetzt wieder profitieren will.
Jeder Nutzer des neuen Dienstes erhält 50 Gigabyte Gratisspeicherplatz, das zehnfach gibt’s kostenpflichtig für zehn Euro im Monat. Wer mehr will muss zahlen. Und das scheint noch nicht alles zu sein, was Geschäftsmann Schmitz auf seinem Rachefeldzug eingefallen ist. Anderthalb Stunden nach dem Start veröffentlichte er auf Twitter den Screenshot eines eigenen Filmportals. Es ist eine Stichelei gegen die Motion Picture Association of America (MPAA), der Verband der großen amerikanischen Filmunternehmen. Noch scheint die Videoseite nicht freigeschaltet zu sein. Für Sonntagmorgen um 8.30 Uhr (MEZ) hat Schmitz aber eine Pressekonferenz angekündigt. Es werde eine „Pressekonferenz wie keine andere werden“, sagte er.
Quelle : sueddeutsche.de
2 Kommentare
derWeg
Können sie ja weiter IPs rausgeben an die Bullen.Steht auch in dem ABGs.
Geldgeiles Schwein der Fette Kim.
bescheidWISSER
es gibt keinen seriösen hoster der sowas nicht in den agbs hat.
außerdem können die von mega sich durch die verschlüsselung diesem problem entziehen.