„Du merkst, daß du FXP-süchtig bist, wenn du beim Einkaufen die
Verkäuferin skeptisch fragst, ob das auch noch Oday wäre!“
Grund Nummer 5 der 20 Gründe, an denen du merkst, daß du FXP-süchtig bist.
Als die Szene noch in den Kinderschuhen steckte, verbreitete sich eine Schwarzkopie nur langsam außerhalb der Szene. Ein Gelegenheitskopierer konnte lediglich durch persönlichen Kontakt an neue Warez gelangen. Durch den Tausch zwischen Freunden oder Schulkameraden verbreiteten sich Anwendungsprogramme und Spiele zwar stetig weiter, es konnte jedoch unter Umständen einige Wochen dauern, bis ein Computernutzer die gewünschte Kopie in seinen Händen hielt. Das Internet änderte diese Art der Verbreitung von Grund auf. Die neue Generation junger User verstand es, das Internet für eine effektivere Verbreitung zu nutzen. Zudem erwies sich das Internet als nützliche Informationsquelle. Kannte man früher die Namen der geheimnisvollen Release Groups und ihrer Mitglieder nur aus den Cracktros, rückten die Gelegenheitskopierer durch das Internet näher an die Release Groups heran. Sie tauschten sich über die neusten Releases aus, lasen die geheimnisvollen NFO-Dateien und erhielten Informationen über die bislang verborgenen Arbeitsweisen der Gruppen. Die zwielichtige Aura, die die Release-Szene umgab, steigerte bei einigen Nutzern den Wunsch, ebenfalls Teil dieser rätselhaften Vereinigung zu werden.
So groß das Interesse aber auch war, die Release-Szene öffnet bis heute nur höchst selten Einsteigern ihre verschlossenen Tore. Oft wußten Interessierte nicht, wie sie mit den Release Groups überhaupt Kontakt aufnehmen sollten. Und selbst dann endete der Kontaktversuch zumeist mit einer abweisenden Haltung der selbsternannten Elite, gewöhnlich mit Bemerkung wie: „Komm wieder, wenn du einen Namen in der Szene hast“ oder „Lern erst mal cracken“. Die technischen Fertigkeiten zum Cracken einer Software waren aber von einem durchschnittlichen Nutzer nicht zu erwarten. Auch ein Musikalbum oder einen Film bereits vor dem eigentlichen Erscheinungstermin zu beschaffen, war für die Interessierten nicht möglich. Für die meisten blieb die Mitgliedschaft in einer Release Group ein Traum.
Wegen dieser Hermetik der Szene erschufen einige Gelegenheitskopierer eine Parallelszene. Sie hatte zwar mit der Release-Szene zunächst keine Gemeinsamkeit, befriedigte aber zumindest das Bedürfnis, auch Teil eines Geheimbundes zu sein. Die Mitglieder dieser neuen Szene wollten und konnten keine Software cracken oder aktuelle Kinofilme als Schwarzkopien veröffentlichen. Eigentlich galt ihr Interesse nur der Verbreitung von bereits in Umlauf befindlichen Kopien. So erschufen sie schließlich ihre eigene Untergrundszene. Sie orientierte sich zwar am Vorbild der Release Groups, bildete aber im Grunde etwas ganz Eigenes. Sie wurde zu einer geheimen Szene, die in die andere geheime Szene nicht hineindurfte. Es entstand die FXP-Szene.
Ihre Mitglieder sind im Durchschnitt jünger als die der Release-Szene. Für viele von ihnen ist das Internet ein großer Abenteuerspielplatz, oft reizt sie allein schon die Illegalität. Zudem unterscheidet sich die FXP-Szene durch eine ausgeprägte Sammelwut. In der Release-Szene steht vor allem das Erstellen und Verbreiten von Warez im Vordergrund. In der FXP-Szene hingegen laden weitaus mehr Szenemitglieder Schwarzkopien allein zum Aufbau einer gigantischen Warez-Sammlung herunter. Selbst wenn sie wollten, wäre es ihnen nicht möglich, alle Filme, Softwareprogramme, Spiele und Musikalben zu benutzen, die sich auf ihrer Festplatte befinden. Die Masse der Warez, die sie besitzen, macht den Reiz aus. Die reine Anzahl an Kopien ist dabei ein Wert, anhand dessen sie sich untereinander messen. Für viele wird dadurch die Jagd nach den neusten Warez zu einer Art Droge. Sie verbringen immer mehr Zeit vor dem Computer und vernachlässigen nicht selten ihr „reales“ Leben.