Die ersten, zunächst vereinzelt auftretenden Cracker versahen ihre gecrackte Software mit einem Pseudonym und brachten die Kopien in Umlauf. Der Schulhoftausch (englisch Hand Spreading) wurde zum bevorzugten Verbreitungsweg für Softwarekopien. Schüler im Alter zwischen 10 und 18 Jahren verteilten die Software innerhalb kürzester Zeit von Hand zu Hand, aber auch per Post über den gesamten Globus. Sie fälschten sogar Briefmarken (Stamp Faking), um ihre kopierten Disketten über weite Strecken tauschen zu können.
1983 revolutionierte der Commodore 64 (C64) die Computerwelt. Es war ein Rechner mit aus heutiger Sicht minimalen 0,064 Megabytes Speicher und 0,009 Gigahertz Prozessorgeschwindigkeit. Seine Grafik- und Soundfähigkeiten und die große Zahl an erhältlicher Software machten ihn jedoch zum Verkaufsschlager. Mit über siebzehn Millionen verkauften Exemplaren hält er bis heute die Spitzenposition in der Rangliste der meistverkauften Computer aller Zeiten. Zwar wurde der C64 ohne Diskettenlaufwerk ausgeliefert, er war aber mit einem Anschluß für ein solches ausgestattet. Mit Hilfe des Diskettenlaufwerks und der entsprechenden Programme war nun ein Kopieren von Software ohne Qualitätsverlust möglich.
Um der Lawine von Kopien Herr zu werden, versahen die Softwarehersteller Mitte der 80er Jahre fast jede neue Software mit einem eigens entwickelten Kopierschutz. Ihr Plan, den Privatnutzer davon abzubringen, eine Kopie zu erstellen, ging jedoch nicht auf. Es wurde massenweise kopiert, trotz der zum Teil komplexen Kopierschutzmechanismen. Was die Softwarehersteller damals nicht verstanden, war die Tatsache, daß allein die Existenz eines solchen Schutzes dazu führte, daß es sich viele Cracker zum Hobby machten, diesen zu entfernen. Sie hatten eine neue Freizeitbeschäftigung entdeckt: das elektronische Rätselraten.
Der Kopierschutz wurde nicht zum Hindernis, sondern vielmehr ein Grund zum Cracken. Zudem hatten die Cracker eine Schar von Abnehmern, die ihre Arbeit würdigten: die breite Masse der Gelegenheitskopierer. Diese konnten nun die gecrackten Spiele und Programme ohne weiteres kopieren, da der Kopierschutz entfernt worden war. Die gewöhnlichen Schwarzkopierer waren für Cracker aber mehr als nur Abnehmer, zumal Cracker in der Regel kein Geld für ein gecracktes Programm verlangten. Sie waren für sie eher eine Gruppe von Leuten, die ihre Arbeit durch Tauschen weitertrugen, in alle Welt verteilten und so den „Ruhm“ des Crackers mehrten.
Durch die wachsende Verbreitung von Schwarzkopien gingen immer mehr Nutzer dazu über, sich Software grundsätzlich nicht mehr zu kaufen. Die Softwarehersteller, die eigentlich nur ihre Programme vor der ursprünglich überschaubaren Zahl von Schwarzkopierern schützen wollten, hatten eine Entwicklung ausgelöst, der sie nun hilflos gegenüberstanden. In vielen Crackerkreisen wird deshalb bis heute gesagt, daß die Softwareindustrie mit der Erfindung des Kopierschutzes ihren größten Fehler begangen habe.