Egal ob anspruchsvollere Websites, exotische Webanwendungen oder andere Einsatzgebiete: Manchmal reicht ein einfaches Webhosting-Paket nicht mehr aus und man muss/kann/sollte auf einen eigenen Server umsteigen.
In diesem mehrteiligen Workshop werden wir Schritt für Schritt einen Linux-Server so einrichten, dass darauf mehrere Websites mit PHP und MySQL gehostet werden können. Darüber hinaus widmen wir uns dem sicheren Datenaustausch über FTPS. In diesem Teil werden wir einige grundlegende Fragen zum Betrieb eines eigenen Servers beantworten.
1. Brauche ich überhaupt einen eigenen Server?
Leider wird diese Frage offenbar allzu leichtfertig mit “ja” beantwortet. Kein Wunder in Zeiten, in denen ein dedizierter Server mit 8GB Arbeitsspeicher, Quadcore-Prozessor und 2x 1TB Festplatte für 45€ erhältlich ist. Dabei sind sich viele Nutzer gar nicht bewusst, dass in 90% aller Anwendungsszenarien ein eigener Server überflüssig ist und ein einfaches Webhosting-Paket völlig ausreicht. Wer beispielsweise nur einen eigenen Blog betreiben will oder zwei kleine Websites mit relativ geringen Zugriffszahlen betreiben will, ist mit einem Webhosting-Paket besser beraten. Ein eigener Server wird nur dann benötigt, wenn man entweder exotische Konfigurationen nutzen will, die auf einem Webhosting-Paket nicht möglich sind, oder neben Websites noch andere Dienste hosten will.
2. VPS oder dediziert?
Diese Frage ist primär eine Kostenfrage, da sich abgesehen von Kernel-Updates der Administrationsaufwand zwischen VPS und dediziertem Server kaum unterscheiden. Generell sei gesagt, dass für private, nichtkommerzielle Websites, mit denen kein Geld verdient wird und die Nutzerzahlen auch nicht explodieren, ein dedizierter Server meistens overkill und ein VPS ausreichend ist.
3. Bin ich fit genug, um einen Server sicher zu administrieren?
Eigentlich sollte diese Frage ganz nach oben auf die Checkliste. Dieses Tutorial stellt keinen Linux-Admin-Lehrgang dar! Hier werden lediglich die Grundkenntnisse vermittelt, wie gewisse Serverdienste installiert und eingerichtet werden. Fundierte Kenntnisse über Linux-Systeme sowie deren Absicherung sind absolut notwendig und ein Betrieb eines Servers ohne diese Kenntnisse ist mehr als nur grob fahrlässig! Wer diese Kenntnisse nicht besitzt, der kann gleich wieder aufhören, diesen Workshop weiter zu verfolgen. Und nein, ein mit 100Mbit/s an das Internet angebundener Server eignet sich auch nicht als Lernsystem, sowas macht man lokal in einer VM, wo nichts kaputt gehen kann und ein Hack-Risiko dank NAT und Co. auch nicht gegeben ist. Klingt hart, aber ich meine es nur gut mit euch.
4. Welches Betriebssystem?
Die Wahl des Betriebssystems für einen Server nimmt bisweilen fast religiöse Züge an. Die einen schwören auf Windows, die anderen geben Linux den Vorrang. Ich persönlich zähle mich zu der Mehrheit der Linux-Verfechter, weshalb dieses Tutorial auch Linux-basiert ist. Als Linux-Distribution bevorzuge ich übrigens Debian, was meiner Meinung nach einfach die beste Distribution ist. CentOS ist auch noch gut für den Servereinsatz geeignet, allerdings werde ich mit diesem System einfach nicht wirklich “warm”. Dass Ubuntu, openSuSE und Co. nicht wirklich auf einen Server gehören, muss ich auch nicht erklären.
5. Welcher Standort?
Für die überwiegende Mehrheit aller “normalen” Websites eignet sich Deutschland hervorragend als Standort. Deutschland besitzt eine im weltweiten Vergleich überdurchschnittlich gute Anbindung an das Internet, und mit DE-CIX haben wir hier auch den weltweit größten Traffic-Knoten. Wer weniger normale Websites hosten will, der muss bei der Standort-Wahl natürlich genauer aufpassen. Wenn es einfach nur eine prinzipiell legale Website ohne Impressum sein soll, lohnt sich ein Blick in die USA oder in das nahe EU-Ausland. Wer wirklich unkonventionelle Seiten hosten will, der ist bei einem sicheren Hoster wie CINIPAC und PRQ.se gut aufgehoben.