Memo an mich selbst… Verdammt! Wo ist mein Mikrophon?
Vielleicht kennen einige die beschriebene Situation, oder etwas anderes naheliegendes. Da will man gerade etwas aufnehmen aber der Mic-In Eingang hat den Geist aufgegeben oder das Mic selber streikt. Aber kein Problem! Nach dem ihr diesen Artikel gelesen habt und noch irgendwo Lautsprecher herum zu liegen habt, seit ihr in der Lage auch ohne Mikrophon akustisch mit eurem Rechner aufzunehmen.
1.: Allgemeine Informationen / First Steps
Die Voraussetzungen sind, dass ihr eine Linux Distribution besitzt und diese ALSA als Sound-System verwendet. ALSA ( Advanced Linux Sound Architecture ) stellt standardmäßig ab dem Kernel 2.6 Audio- und MIDI-Funktionalität zur Verfügung und löst somit das zuvor verwendete OSS ( Open Sound System ) ab, welches bis zum Kernel 2.4 Verwendung fand. Neben dem exzellenten Support von zahlreichen Audio-Schnittstellen bis hin zu Soundkarten aller Hersteller sowie als auch einigen diversen Profiequipments, bietet ALSA dank der frei nutzbaren alsa-lib auch die Möglichkeit der einfachen Verwendung in der Sofwareentwicklung. Weitere Informationen und Downloads auf der Entwicklerseite.
Natürlich gibt es auch andere Mittel unter anderen Voraussetzungen, es wir jedoch hier nur auf diesem einen Wege beschrieben.
Als Beispielsystem verwende ich der Einfachheitshalber Ubuntu 10.10. Was wir als nächstes benötigen ist ALSA. Wer ALSA nicht besitzt, der kann es entweder über den Paketmanager seines Vertrauens via alsa-base runterladen und installieren oder manuell nach dieser englischen Anleitung. Es werden keine weiteren Schritte zur Installation und Konfiguration erklärt. Es ist zwar themenrelevant, jedoch an sich zu groß um auf Probleme und Details einzugehen. Bitte habt Verständnis.
Standardmäßig, sollte auch das Programm alsamixer installiert sein, wenn ihr ALSA installiert habt. Wenn dem nicht so ist, dann solltet ihr es via sudo apt-get install alsamixer erhalten und installieren. Starten tut ihr es via alsamixer in der Konsole.
2.: Der alsamixer
Der alsamixer ist unterteilt in drei Arbeitsflächen. Die Balken sind dank ihrer Beschriftung selbsterklärend. Bis auf PCM ( Plus-Code-Modulation ) und S/PDIF ( Sony/Philips Digital Interface ) sollte es also zu keinen Verständnisproblemen kommen. Die Bedienung ist so simpel wie sie nur sein kann.
- TAB – Arbeitsfläche weiter
- Space – Auswählen
- Up – erhöhen
- Down – erniedrigen
- Right – nach rechts
- Left – nach links
- ESC – Beenden
Um mit euren Lautsprechern akustisch Aufzeichenen zu können, wechselt auf die zweite Arbeitsfläche und wandert mit dem Courser zu Capture und anschließend zu Capture1. Aktivieren tut ihr beide mithilfe der Leertaste.Wie ihr sehen könnt, stehen beide nun auf Aufnahme. Stellt beide ca. auf den Wert 80<>80 wie auf dem Screenshot gezeigt.
Warum gerade auf 80? Nun das hat Quallitätsgründe. Die Werte beschreiben einfach gesagt die Tastempfindlichkeit, mit der nach akustischen Schwingungen gehorcht werden soll. Wenn ihr zum Beispiel etwas aufnehmen wollt, was evtl. quallitativ hochwertiger sein soll und ihr habt den Regler auf max. 100 eingestellt, so wird das Rauschen lauter und jedes kleine Klicken mit aufgenommen. Aber am Besten ist, ihr findet einen eigenen Mittelwert für eure Ansprüche.
3.: Aufnahme mit Audacity
Um jetzt noch etwas aufnehmen zu können, benötigt ihr lediglich noch ein Programm, das diese Aufgabe für euch ausführt. Am besten ist immer ein Programm, welches auch Werkzeuge zur Verbesserung enthält. Audacity ist da genau das richtige. Der quell offene Audioeditor / -rekorder wurde in C++ geschrieben und verwendet wxWidgets als GUI-Bibliothek, was den platformübergreifenden Einsatz auf Linux, Windows und Macintosh ermöglicht. Über sudo apt-get install audacity wird es heruntergeladen und installiert.
Bevor ihr mit der Aufnahme beginnt, solltet ihr noch eine kleine Voreinstellung nehmen. Ihr geht wie folgt vor: Einstellungen[strg + p] -> Geräte. Wählt als Soundarchitektur ALSA aus, Wiedergabe auf default und als Aufnahmegerät wählt ihr eure Soundkarte. Falls nicht bekannt, öffnet die Konsole und gebt cat /proc/asound/cards ein und vergleicht sie mit den in der zu wählenden Karten. Übernimmt auch noch die Einstellungen auf dem nachfolgendem Bildschirmfoto ( Weitere Quallitätsverbesserungen ) und ihr könnt los legen. Zum Aufnehmen, müsst ihr jetzt lediglich nur noch die Aufnahmetaste, gekennzeichnet mit dem roten Punkt, drücken. Das Programm erstellt eine neue Spur in die es die Audiodaten schreibt.
TIPP: Das Vervielfachen der auf genommen Spuren, verbessert deutlich die Klangquallität. Zudem ist es auch zu empfehlen mit Effekten wie High-Pass-Filter (gerade bei bassigen Aufnahmen) sowie als auch der Normalisierung, dem Reparieren und mit der Rauschentfehrung zu arbeiten.
Zum Speichern geht ihr auf Datei / Exportieren. Unter Optionen könnt ihr noch einige Feinheiten klären und nachdem ihr auf Speichern gedrückt, habt könnt ihr als letztes noch die Metadaten festlegen. Fertig!
4.: Technischer Hintergrund
Eigentlich ist ein Lautsprecher nichts weiter als ein schlechteres Mikrophon. Durch zum Beispiel Musik oder Sprache, wird die Luft in Schwingungen versetzt. Das ist einfache Physik. Die Schwingungen werden über die Luft auf die Membran des Lautsprechers übertragen und von dort aus direkt weiter in einen Kern umhüllt von einer Induktionsspule. Dadurch wurden die Luftschwingungen in elektrische umgewandelt. Der Rest bis zum schreiben der Datei ist komplexe Technik. Im aber Prinzip ist es die Funktionsweise eines Mikrophons oder organisch betrachtet eines Ohrs. Wird anstatt dieser ein normaler Lautsprecher zum Empfangen verwendet, leidet die Qualität jedoch erheblich. Aber alleine die Möglichkeit es als kleines Heimexperiment mit einem einfachen Computer und alten Boxen nach zuspielen, ist wie ich finde mal eine Abwechslung und bietet auch einen gewissen Funfaktor.
MfG,
Strelok
tasteless.back2hack.c