Der aus den USA stammende WikiLeaks-Unterstützer Jacob Appelbaum wurde schon mehrfach von amerikanischen Grenzbeamten schikaniert. Der jüngste Vorfall dieser Art ereignete sich am vergangenen Dienstag, als Appelbaum nach einem Island-Aufenthalt wieder in die USA einreisen wollte. Auf Twitter berichtet der Aktivist von den erneuten Schikanen der US-Behörden.
In Island wurde Appelbaum in einen Verhörraum geführt und dort durchsucht, nachdem er bereits die normalen Flughafen-Sicherheitskontrollen durchlaufen hatte. Der Aktivist schreibt, die beteiligten isländischen Beamten seien sehr professionell und freundlich gewesen und hätten deutlich gemacht, dass die US-Regierung für die Vorgänge verantwortlich sei. Nach der Durchsuchung wurde Appelbaum mitgeteilt, dass er den Rest des Flughafens nicht betreten dürfe und die Fluggesellschaft jemanden schicken müsse, um ihn abzuholen.
Appelbaum fragte die isländischen Beamten, wieso er festgehalten wurde. Ihm wurde mitgeteilt, dass dies aufgrund des US-Heimatschutzministeriums (DHS) und der „Transportation Security Agency“ (TSA) und seiner dortigen „Bedrohungs-Einstufung“ geschehe.
Anschließend wurde Appelbaum von der Fluglinie abgeholt und gelangte problemlos zu seinem Zielort Seattle. Dort wurde er allerdings von einem CBP-Beamten erwartet. Am Zollschalter wurde Appelbaum über seine Reise befragt. Der CBP-Beamte las währenddessen die – scheinbar mittlerweile recht umfangreiche – Akte des Aktivisten. Er weigerte sich aber auf Nachfrage, Auskunft über den Inhalt der Akte zu geben.
Bevor er den Flughafen verlassen durfte, wurde Appelbaum erneut von mehreren Beamten – wie er berichtet im klassischen „Guter Polizist, böser Polizist“-Schema – befragt. Einer der Beamten sagte zu einem Kollegen, der sich über die Einzelheiten des Falles unwissend stellte: „Weißt du nicht, wer dieser Typ ist? Die Regierung interessiert sich schon seit einer Weile für ihn.“ Appelbaum fragte nach, erhielt aber keine befriedigende Antwort, wie es zu dieser Aussage kam. Stattdessen wurde er immer wieder gefragt, für wen er arbeitet. Er vermutet, dass man ihn dazu bringen wollte, zu sagen, er arbeite für WikiLeaks (statt, wie es tatsächlich der Fall ist, für die University of Washington und das Tor-Projekt).
Außerdem schrieben die Beamten die Adressen der von Appelbaum mitgeführten Visitenkarten ab. Seine Proteste dagegen wurden ignoriert. Dagegen habe man sich diesmal nicht für seinen Laptop oder die USB-Sticks interessiert, schreibt Appelbaum. Das sei schade, denn er habe bereits eine lustige Überraschung für den Forensik-Experten vorbereitet gehabt. Insgesamt, so Appelbaum, habe die Befragung in Seattle nur rund 20 Minuten gedauert, was ein neuer Rekord sei.
Der Transparenz-Aktivist vermutet, dass die Behörden ihn „mit ihrer Autorität belästigen und ihm schaden“ wollen. Man wolle ihm und seinen Freunden Angst machen, glaubt Appelbaum.
Angesichts dieser Behandlung Appelbaums muss betont werden, dass dieser niemals eines Verbrechens angeklagt wurde. Auch in der derzeit laufenden „Grand Jury“-Untersuchung spielte er bislang keine Rolle – er ist noch nicht einmal, wie einige andere Personen aus dem WikiLeaks-Umfeld, als Zeuge geladen. Allerdings wurde eine Kryptographin, zu der Appelbaum an der Uni Kontakt hatte, vorgeladen. Die Behauptung, Appelbaum sei für die US-Behörden von einigem Interesse, muss also durchaus ernst genommen werden.
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